Feedback ist ein grundlegendes Kommunikationsinstrument für menschliches-, gesellschaftliches- und Organisationslernen.
Es umfasst die menschliche Fähigkeit, einem anderen Menschen eine Rückmeldung über seine Kommunikation und sein Verhalten zu geben. Feedback ist notwendig, da Individuen an einigen Stellen ‚blinde Flecken’ haben und die Auswirkung ihrer Kommunikation und ihres Verhaltens nicht selbst adäquat einschätzen können. So ist die Feedbackpraxis neben der Praxis zur Selbstreflektion das zweite grundlegende Instrument für menschliches Lernen in sozialen Systemen. In unserer Wissens- und Innovationsgesellschaft ist es von besonderer Bedeutung zur Überprüfung, adäquater Vermittlung und Weiterentwicklung der Dienstleistungen und Produkte. Nur über Feedback können Produkte und Prozesse optimiert werden. Ob die Angebote, die wir machen, positive Resonanz beim Empfänger erzeugen, erfahren wir nur über eine ehrliche Rückmeldung vom Adressaten. Entspricht das Produkt/die Dienstleistung Ihren Bedürfnissen? Wie fandest Du meinen Kommunikationsstil in der Vorstandspräsentation? Hat Dir mein Geschenk gefallen? Solche Fragen nur vorsichtig und höflich zu beantworten, führt dazu, dass wir weitermachen wie bisher und nicht von- und miteinander lernen. Schlimmstenfalls bekommen wir zum nächsten Geburtstag wieder die Stehrümmchens von Tante Erna.
Feedback ist in aller Munde. Nur: wird es auch wirklich praktiziert?
Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist Offenheit und Vertrauen in der Kommunikation und die damit verbundene emotionale Gewissheit, dass es in meinem Feld erlaubt ist Fehler zu machen und mein Umfeld, wenn nötig, konstruktiv korrigierend einlenkt. Ein solches Feld zu gestalten ist eine wesentliche Aufgabe von Leadership.
Als Berater, Coaches und Trainer ist eine unserer wichtigsten Rollen die des Dialogarbeiters. Die Dialogbereitschaft individuell und in Unternehmen zu fördern ist für uns tägliche Praxis und Anliegen.
Eine auf Vertrauen und Lernen ausgerichtete Feedbackkultur, in der menschliche Fehler und Unzulänglichkeiten als Chance für das Lernen voneinander gesehen werden, ist die Basis jeden Erfolges.
Leadershipmodelle, Lean-Management Systeme, Innovationsmanagementprozesse, Personalsteuerungsinstrumente und Managemententwicklung, das ganze 1×1 des Consultings, funktionieren nur, wenn sie auf dieser Basis im Dialog praktiziert werden.
Arbeit 4.0
Digitalisierung, Generation Y, crowdworking, Work-Life-Balance, Scrum, Wissensgesellschaft, Mensch-Maschine-Kommunikation, blended learning, design thinking, avatar – coaching, virtuelle Teams: All das sind Begriffe, die aus unserer hohen technologischen Entwicklung entstanden sind und neue Arbeitsformen nötig machen und auch versprechen. Viele Chancen liegen darin um Arbeitsbeziehungen stärker auf individuelle Sichtweisen anzupassen, Selbstverantwortung zu fördern, anstatt der Ordnung hierarchischer Strukturen zu folgen. Prozesse und Produkte können intuitiver gestaltet werden und die gesamte Bandbreite des menschlichen Geistes von intuitivem Erkennen über empathisches Wahrnehmen bis hin zur klaren Analysefähigkeit findet in dem Dialog der ökonomischen Gemeinschaften seinen Platz. Ein Traum 4.0: Fortschritt wird werteorientiert generiert und dabei, ganz nebenbei, persönliches Wachstum und die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben erleichtert. Wohlbefinden und Seinszustände müssen nicht nur auf das Wochenende und den Urlaub beschränkt werden. Sind wir endlich soweit, dass wir die Früchte ernten, die schon vor so langer Zeit gesät wurden? Die Technologie kann auf unserer Seite sein, doch es bleibt der Mensch, der diese für sich und sein Wohlbefinden nutzt oder sich von ihr beherrschen lässt.
Sigmund Freud hat in seinen entwicklungs- und persönlichkeitspsychologischen Betrachtungen eine sehr interessante Erkenntnis entwickelt: Die Über-Ich Entwicklung, also die Entwicklung moralischer Instanzen und Werte findet frühkindlich im Alter von 3 – 6 Jahren statt. Dabei übernehmen wir, beinahe ungefiltert, die moralischen Instanzen und Überzeugungen unserer Eltern und machen sie zu unseren eigenen. Da auch unsere Eltern dieses getan haben, leben wir mit einer Werteordnung, die den Realitäten unserer Großeltern entspricht; nicht gerade zeitgemäß. Es ist eine radikal konservative Erkenntnis, die uns aus der Generation Baby Boomer und Golf ein moralisches Mindset unterstellt, das aus einer Zeit stammt, in der die Idee von Leadership noch nicht existent war und Management hieß, Prozesse und Abläufe zu befolgen und gewinnbringend zu optimieren. In dieser Zeit wurde Individualität und selbstverantwortliches Handeln vor den Werkstoren und Betrieben abgestellt. Immerhin gab es schon die Gewerkschaften als institutionelle Autorität für soziales Handeln.
Es ist Zeit, uns zu vergegenwärtigen.
Feedback dialogisch gestalten
Hier möchten wir einige grundlegende Regeln benennen, die für einen konstruktiven, lernbetonten Dialog und konstruktive Feedbackprozesse relevant sind:
- Nehmen Sie sich die nötige Zeit für das Gespräch und die Kontaktaufnahme (Rapport)
- Sprechen Sie in Ich-Botschaften
Sprechen Sie Ihre Wahrnehmungen und Wahrheiten so aus, dass sie als Ihre Meinung kenntlich werden.
Also: Ich habe wahrgenommen, dass… Mein Eindruck ist…, ich finde… anstatt in Du-Botschaften (du hast das und das getan, gesagt…) oder in Verallgemeinerungen zu sprechen (das tut man nicht, so verhält man sich nicht…) - Sprechen Sie über konkrete Situationen
Beispiele und konkrete Situationen zu benennen, hilft dem Gegenüber ihr Gesagtes einzuordnen und es nachzuempfinden. - Sprechen Sie über Verhalten, nicht in Zuschreibungen
- Sprechen Sie über wahrgenommene Verhaltensweisen und Handlungen einer Person. Diese sind veränderbar. Zuschreibungen beginnen häufig mit Annahmen über die Identität einer anderen Person: Du bist so und so…
Solche Zuschreibungen manifestieren mehr die persönlichen Einstellungen als dass sie zu Verhaltensänderungen führen. - Sprechen Sie Ihre Empfindungen aus
Teilen Sie mit, wie die Situation auf sie emotional gewirkt hat, z.B. Ich fand das befremdlich…., Ich fand es schade…, das hat mich verunsichert…… - Bieten sie Alternativen und Wünsche an
Geben Sie Ihren Wünschen eine Richtung und sprechen Sie sie aus: Ich denke, das Verhalten X angemessener wäre; Hättest Du so und so reagiert… - Nehmen Sie sich Zeit für die Betrachtungen des Gegenübers
Lassen Sie den Gesprächspartner Stellung beziehen. Achten Sie darauf, dass sich das Gespräch nicht in Rechtfertigungen verstrickt. Bewahren Sie Ihre konstruktive Haltung. - Seien sie mutig. Fangen Sie dort an, wo es Ihnen machbar und sinnvoll erscheint, am besten schon heute.
Es mag profan klingen, doch die Praxis zeigt, dass hier und dort Kommunikationsregeln konstruktive Dialogprozesse unterstützen und zu gewünschten Ergebnissen führen können.